Spickzettel Handy-Messenger
Am 19. Februar 2014 kaufte Facebook den Messenger WhatsApp für 19 Milliarden Dollar. Der WhatsApp-Gründer Brian Acton sagte nach dem Cambridge-Analytica-Skandal selbst: „Ich habe die Privatsphäre meiner User verkauft“. Facebook möchte den Facebook-Messenger, Instagram und WhatsApp nun zusammenführen.
- Facebook und WhatsApp sind nicht umsonst. Der Benutzer bezahlt mit Daten. Facebook analysiert Standort-, Kontakt- und Metadaten, das heisst mit wem wie lange gechattet wir. Je nach Plattform werden auch Inhalte privater Nachrichten analysiert. Facebook handelt mit diesen Daten, ist daher daran interessiert, Datenschutz auszuhebeln wo es geht. Die Versprechen, WhatsApp-Daten nicht zu verwenden, sind längst Geschichte. Datenhandel ist Facebooks Geschäftsmodell.
- Die Analyse der Daten reicht weit. Allein Metadaten reichen häufig aus, um auf jemandes Identität, Gewohnheiten, besonders enge Kontakte, soziale Schicht, das politische Umfeld uvm. zu schließen. Facebook weiß über WhatsApp also teilweise mehr über die Kinder, als diese ihren eigenen Eltern verraten würden. Facebook verkauft Daten auch an politische Parteien, die dann u.a. zur Manipulation des Wählerverhaltens eingesetzt werden, wie zB. im Trump-Wahlkampf geschehen.
- Facebook hat ebenfalls kein Interesse an Datensicherheit und reagiert wenn überhaupt erst, wenn Sicherheitslücken durch die Medien gehen, Gerichte eingeschaltet werden, oder die eigene Marktposition in Gefahr gerät.
- Es soll künftig Werbung innerhalb von WhatsApp ausgespielt werden
- Die Datenschutzbeauftragten der Länder untersagen wegen des schlechten Datenschutzes die Benutzung von WhatsApp zwischen Lehrern und Schülern. Die Kommunikation von Lehrern und Eltern ist eine rechtliche Grauzone.
- WhatsApp überträgt Kontaktdaten. Datenschutzrechtlich ist es nicht gestattet, private Kontaktdaten anderer an Facebook zu übertragen, ohne vorher nachzufragen. Die Nutzung von WhatsApp fällt generell in den Bereich der Strafbarkeit.
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Name |
Threema |
Telegram |
Signal |
Hersteller |
Threema GmbH |
Telegram Messenger LLP |
Signal Foundation, Nonprofit-Organisation |
Land |
Schweiz |
Fragwürdig1 |
USA |
Verschlüsselung |
✔ |
(✔)2 |
✔ |
Hersteller kann Daten lesen |
nein |
ja |
nein |
Open Source3 |
(❌)4 |
(❌)5 |
✔ |
Preis |
2,99 € |
– |
– |
Mindestalter: Da sämtliche Messenger Kontaktdaten mit einem Server synchronisieren, gilt für sie alle ein Mindestalter für die Nutzung ohne elterliche Aufsicht (in Deuschland ab 16). Threema verfügt über einen Modus ohne Synchronisation, bei dem ein Mindestalter entfällt, den aber die meisten einschalten werden, weil sonst das Handy nicht weiß, welcher der Handy-Kontakte ebenfalls Threema verwendet. Signal synchronisisert diese Kontakte als Hash, das heisst es werden keine Daten offen lesbar übertragen. Darüber hinaus sollten Kinder generell nicht ohne gelegentliche elterliche Aufsicht über das Handy kommunizieren.
Fazit: Der Messenger Signal ist unter den verbreiteteren Handy-Messengern derzeit die beste Wahl. Er ist von den sichereren Messengern am weitesten verbreitet, er bietet Funktionen, die Kindern wichtig sind, wie eine große Anzahl an Smileys und GIF-Bildern, es handelt sich bei ihm nicht um kommerzielle Software und er ist komplett Open Source – es ist also völlig transparent, was mit den Daten geschieht (bei Threema ist nur die Client-Software Open Source, nicht der Server). Es gibt neben Signal und Threema auch weitere sehr gute und sogar bessere und noch sicherere Messenger, die zum Teil anders arbeiten als klassische Handy-Messenger, wie z.B. Element, Jabber-Messenger wie Conversations, und andere. Sie lohnen einen Blick, wurden hier aber nicht berücksichtigt, weil in diesem Text die zu erwartende Benutzer-Akzeptanz im Vordergrund stand.
Was wir tun können
- Soweit wie möglich für Absprachen bei bewährten Kommunikationsformen wie z.B. Email bleiben.
- Im Klassenverband auf einen sicheren Messenger, z.B. Signal umsteigen. Ggfs. gleich eine Gruppe für die Kinder einrichten. Geräteübergreifender Link zur Installation: https://sgnl.link/1MF56H1
- Aufmerksam sein, Handy-Zeiten begrenzen, Darauf achten, das Handy ab und an offen mit den Kindern kontrollieren, auch Gefahren wie CyberMobbing, Kettenbriefe und Belästigung drohen über Messenger.
- Wenn Sie Apps aus dem Google Playstore überprüfen wollen, können sie dazu Exodus Privacy verwenden: https://reports.exodus-privacy.eu.org/en/analysis/submit/
- Verwenden Sie einen App-Locker, um zu vermeiden, daß die Kinder versehentlich unsichere Apps installieren.
Links zum Thema
http://www.schleth.com/allgemein/kinder-im-netz-smartphones-chatten-und-soziale-medien-wie-whatsapp-facebook-co-894.html
https://mobilsicher.de
https://www.kuketz-blog.de/
https://pod.thing.org/tags/whatsapp
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Kinderhilfswerk-Eltern-bei-Jugendschutz-im-Netz-oft-ueberfordert-4233438.html
- Wikipedia: “Telegram wurde 2013 von den Brüdern Nikolai und Pawel Durow gegründet, die bereits das meistgenutzte russische soziale Netzwerk Vk.com gegründet hatten. Telegram Messenger LLP (Personengesellschaft nach britischem/US-amerikanischem Recht) ist nach eigenen Angaben ein unabhängiges Non-Profit-Unternehmen. Das Entwickler-Team befinde sich laut Telegram-Website in Dubai, nachdem es Standorte wie Russland, Berlin, London und Singapur ausprobiert hatte, und steht laut eigenen Angaben nicht im Zusammenhang mit Vk.com oder Russland. Die Telegram Messenger LLP ist unter der Londoner Adresse eines Unternehmens registriert, das seinen Hauptsitz auf den Seychellen hat. Gesellschafter dieses Unternehmens sind zwei Firmen mit Sitz auf den Jungferninseln und in Belize. Die Telegram Messenger LLP wurde jedoch im Januar 2019 von Pavel Durow aufgelöst. Laut Presseberichten hat Telegram Angestellte im russischen St. Petersburg.”
- Nur bei den optional zu aktivierenden „Geheimen Chats“ wird eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verwendet.
- Open Source bedeutet “Quelloffen”, dh. der Programmcode ist öffentlich einsehbar, so ist es u.a. transparent nachvollziehbar, was mit den eigenen Daten passiert und Sicherheitslücken können schneller gefunden und geschlossen werden.
- Der Threema-Client ist Open Source, der dazugehörige Server nicht.
- Der Telegram-Client ist Open Source, der dazugehörige Server nicht.
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